Praxisbeispiel

Lernen Sie Annie kennen, eine junge ausgewachsene Hündin einer kleinen Rasse mit Juckreiz und chronischem Durchfall.

Darf ich vorstellen: ANNIE

Eine 1-jährige, kastrierte Scottish Terrier-Hündin

  • Annie kommt in die Praxis wegen Juckreiz, Durchfall und mäßigem braunem Ausfluss in ihrem rechten Ohr. Die Besitzerin gibt an, dass ihre Anzeichen vor drei Monaten begonnen haben.
  • Annie hat bis vor etwa einem Monat ein Trockenfutter für Welpen gefressen. Dann wurde sie von ihrer Besitzerin auf die gleiche Trockenfuttermarke für ausgewachsene Hunde umgestellt. Annie lebt zusammen mit einem drei Jahre alten Schnauzer, Bebe, in einem Haus. Dieser Hund ist gesund und hat keine Haut- oder Magen-Darm-Beschwerden. Sie gehen täglich drei Mal an der Leine spazieren.
  • Bei der Untersuchung werden bei Annie ein generalisiertes Erythem, speichelfleckige Pfoten und eine Otitis externa (rechtes Ohr) festgestellt. Es gibt keine Anzeichen für Flöhe oder andere Ektoparasiten. Annie hat weder Husten, Niesen noch Augenausfluss, und ihre Herz- und Lungengeräusche sind normal.
  • Annie hat einen schlanken Körperbau und normale Muskelmasse.
  • Der Rest der Untersuchung liegt im normalen Bereich.

Hauterkrankungen

Nahrungsmittelausschlusstests

Nahrungsmittelausschlusstests sind der Goldstandard für die Diagnose von Futtermittelallergien und Futtermittelunverträglichkeiten,1,2 die als unerwünschte Futtermittelreaktionen gelten. Es gibt mehrere Optionen für eine Ausschlussdiät, die jeweils strikt eingehalten werden müssen.1,2 Zwar stehen Serum-, Intrakutan-, Epikutan-, Speichel- und Haarallergietests für die Diagnose von Futtermittelallergien zur Verfügung, doch Studien haben gezeigt, dass sie bei Hunden und Katzen nicht zuverlässig und daher nicht zu empfehlen sind.1,3

Symbol „rotes generisches Follikel“

Kernbotschaften


  • Hydrolysierte und aminosäurehaltige Elementardiäten sind nützliche Ausschlussdiäten, insbesondere wenn ein Haustier eine unbekannte Ernährungsanamnese hat oder einer Vielzahl von Nahrungsproteinen ausgesetzt war.4  
    • Hydrolysierte Diäten enthalten in kleine Stücke zerlegte Proteine, die mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit eine allergische Reaktion auslösen, selbst wenn das Haustier gegenüber diesem Protein empfindlich ist.2,5,6   
    • Elementardiäten bestehen aus Aminosäuremischungen, ähnlich wie pädiatrische Säuglingsnahrungen für Kinder mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Sie bieten eine Möglichkeit, selbst die empfindlichsten Tiere gut einzustellen.4 
  • Die Tatsache, dass viele Tierhalter bereits zahlreiche Diäten ausprobiert haben, bevor sie einen Tierarzt wegen möglicher unerwünschter Futtermittelreaktionen ihres Tieres aufsuchen, kann die Suche nach einer neuen Proteinquelle schwierig machen.4 Wenn ein neues Protein anhand der Ernährungsanamnese des Tieres identifiziert werden kann, kann entweder eine selbst zubereitetes Futter oder eine tierärztlich verordnete therapeutische Diät als Ausschlussdiät gewählt werden.1,2 
    • Da in Studien nachgewiesen wurde, dass selbst zubereitete Diäten häufig nicht ausgewogen sind, sollte das selbst zubereitete Futter von einem tierärztlichen Ernährungsberater zusammengestellt werden.1 
    • In Studien wurde nachgewiesen, dass „frei verkäufliche“ neuartige Proteindiäten Inhaltsstoffe enthalten können, die nicht auf dem Etikett aufgeführt sind, darunter möglicherweise auch das Protein oder die Zutat, die vermieden werden soll.7,8 Um dieses Risiko zu minimieren, wird das Füttern mit einer neuartigen therapeutischen Proteindiät empfohlen. 
  • Während des Tests darf kein anderes Futter als die Ausschlussdiät gegeben werden. Das Füttern von Leckerlis, Tischabfällen, aromatisierten Medikamenten, Nahrungsergänzungsmitteln oder Kauspielzeug (z. B. Rohhaut) kann die Ergebnisse des Ausschlusstests beeinträchtigen.1 
  • Bei Füttern einer Ausschlussdiät kann eine Verbesserung der gastrointestinalen Symptome innerhalb von 1 bis 4 Wochen und der dermatologischen Symptome innerhalb von 4 bis 8 Wochen beobachtet werden. Doch eine vollständige Verbesserung der Hautsymptome kann bis zu 12 Wochen auf sich warten lassen.1 
  • Wenn das Tier auf die Ausschlussdiät anspricht, sollte eine erneute Provokation mit der ursprünglichen Diät erfolgen. Wenn dann erneut Reaktionen auftreten, sich die Situation jedoch wieder verbessert, sobald die Ausschlussdiät wieder aufgenommen wird, ist eine unerwünschte Reaktion auf ein bestimmtes Futtermittel bestätigt. Einzelne Inhaltsstoffe sollten einem Provokationstest unterzogen werden, um die Zutat(en) zu identifizieren, auf die das Haustier allergisch ist oder die es nicht verträgt.2 
  • Das langfristige Management von Haustieren mit nachgewiesener Futtermittelallergie oder -unverträglichkeit besteht aus der Vermeidung des identifizierten Allergens oder der identifizierten Zutat. Wenn dies nicht möglich ist, ist in der Regel die Fortsetzung der hydrolisierten, aminosäurehaltigen oder ernährungsphysiologisch vollwertigen neuartigen Proteindiät erforderlich.2  
  • Die Vermeidung von Inhaltsstoffen kann bei der Verwendung von „frei verkäuflichen“ Diäten eine Herausforderung darstellen, da bei der Herstellung dieser Futter keine speziellen Verfahren eingesetzt werden, mit denen geringfügige Proteinkontaminationen vermieden werden können.7,8  

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Literatur

  1. Mueller, R. S., & Unterer, S. (2018). Adverse food reactions: Pathogenesis, clinical signs, diagnosis and alternatives to elimination diets. The Veterinary Journal, 236, 89–95. doi: 10.1016/j.tvjl.2018.04.014 
  2. Verlinden, A., Hesta, A., Millet, S., & Janssens, G. P. J. (2006). Food allergy in dogs and cats: A review. Critical Reviews in Food Science and Nutrition, 46, 259–273. doi:10.1080/10408390591001117 
  3. Coyner, K., & Schick, A. (2019). Hair and saliva test fails to identify allergies in dogs. Journal of Small Animal Practice, 60(2), 121–125. doi: 10.1111/jsap.12952 
  4. Cave, N. J. (2006). Hydrolyzed protein diets for dogs and cats. Veterinary Clinics of North America: Small Animal Practice, 36, 1251–1268. 
  5. Jackson, H. A., Jackson, M. W., Coblentz, L., & Hammerberg, B. (2003). Evaluation of the clinical and allergen specific serum immunoglobulin E responses to oral challenge with cornstarch, corn, soy and a soy hydrolysate diet in dogs with spontaneous food allergy. Veterinary Dermatology, 14, 181–187. 
  6. Puigdemont, A., Brazis, P., Serra, M., & Fondati, A. (2006). Immunologic responses against hydrolyzed soy protein in dogs with experimentally induced soy hypersensitivity. American Journal of Veterinary Research, 67, 484–488. 
  7. Horvath-Ungerboeck, C., Widmann, K., & Handl, S. (2017). Detection of DNA from undeclared animal species in commercial elimination diets for dogs using PCR. Veterinary Dermatology, 28, 373–e86. doi: 10.1111/vde.12431 
  8. Raditic, D., Remillard, R. L., & Tater, K. C. (2010). ELISA testing for common food antigens in four dry dog foods used in dietary elimination trials. Journal of Animal Physiology and Animal Nutrition, 95(1), 90–97. doi: 10.1111/j.1439-0396.2010.01016.x