Praxisbeispiel

Lernen Sie Annie kennen, eine junge ausgewachsene Hündin einer kleinen Rasse mit Juckreiz und chronischem Durchfall.

Darf ich vorstellen: ANNIE

Eine 1-jährige, kastrierte Scottish Terrier-Hündin

  • Annie kommt in die Praxis wegen Juckreiz, Durchfall und mäßigem braunem Ausfluss in ihrem rechten Ohr. Die Besitzerin gibt an, dass ihre Anzeichen vor drei Monaten begonnen haben.
  • Annie hat bis vor etwa einem Monat ein Trockenfutter für Welpen gefressen. Dann wurde sie von ihrer Besitzerin auf die gleiche Trockenfuttermarke für ausgewachsene Hunde umgestellt. Annie lebt zusammen mit einem drei Jahre alten Schnauzer, Bebe, in einem Haus. Dieser Hund ist gesund und hat keine Haut- oder Magen-Darm-Beschwerden. Sie gehen täglich drei Mal an der Leine spazieren.
  • Bei der Untersuchung werden bei Annie ein generalisiertes Erythem, speichelfleckige Pfoten und eine Otitis externa (rechtes Ohr) festgestellt. Es gibt keine Anzeichen für Flöhe oder andere Ektoparasiten. Annie hat weder Husten, Niesen noch Augenausfluss, und ihre Herz- und Lungengeräusche sind normal.
  • Annie hat einen schlanken Körperbau und normale Muskelmasse.
  • Der Rest der Untersuchung liegt im normalen Bereich.

Magen-Darm-Erkrankungen

Chronische Enteropathie bei Hunden

Die chronische Enteropathie bei Hunden ist eine Gruppe komplexer, unspezifischer Magen-Darm-Erkrankungen, deren klinische Symptome drei Wochen oder länger andauern können und für die andere Ursachen (Parasiten, bakterielle Infektionen, Krebs und andere Krankheiten) ausgeschlossen wurden.1─4 Da einer oder mehrere Abschnitte des Magen-Darm-Trakts betroffen sein können, können Hunde mit chronischer Enteropathie jede Kombination und Schwere von Magen-Darm-Symptomen aufweisen. Diese umfassen u. a. chronischen, wiederkehrenden oder anhaltenden Durchfall und/oder Erbrechen, Gewichtsverlust, Appetitveränderungen, Borborygmus Übelkeit und Bauchschmerzen.1,5,6

Zu den wichtigsten Faktoren, die den Annahmen zufolge bei der Entstehung einer chronischen Enteropathie eine Rolle spielen, gehören Genetik, Nahrungsbestandteile, Integrität der Darmbarriere, Mikrobiota und die Immunantwort des Darms.5,7,8 Studien an Hunden weisen darauf hin, dass Darmdysbiosen mit verschiedenen akuten und chronischen Magen-Darm-Erkrankungen, einschließlich chronischer Enteropathie, in Verbindung stehen.9─14 Es ist jedoch unklar, ob die Dysbiose eine Ursache oder eine Folge der Enteropathie ist.15 

Symbol „blaugrüner Darm eines Hundes“


Die chronische Enteropathie kann in vier Kategorien eingeteilt werden: Ansprechen auf die Behandlung sowie Darmbiopsie und/oder Histopathologie oder beides:16

  • Futtermittel-responsive Enteropathie (wird an anderer Stelle detaillierter besprochen)
  • Antibiotika-responsive Enteropathie
  • Immunsuppressiva-responsive Enteropathie, ein Begriff, der in der Veterinärmedizin synonym mit Steroid-responsiver Enteropathie und entzündlichen Darmerkrankungen verwendet wird (diese werden an anderer Stelle detaillierter besprochen)2,5 
  • Nicht-responsive Enteropathie

Die Diagnose und die therapeutische Behandlung von Hunden mit chronischer Enteropathie gehen fließend ineinander über. Anfänglich werden diätetische Maßnahmen als diagnostisches Mittel eingesetzt, um eine vollwertige und ausgewogene Ernährung ohne bekannte Allergene oder Zutaten, die unerwünschte Lebensmittelreaktionen hervorrufen, zu gewährleisten. Auf diese Weise sollen die klinischen Symptome gelindert werden. Viele Hunde sprechen gut auf eine Ernährungsumstellung und eine Ernährungstherapie an, so dass keine Biopsien und Histopathologien erforderlich sind. Heutzutage wird bei den meisten Hunden mit leichten bis mittelschweren chronischen Magen-Darm-Symptomen, für die keine anderen Ursachen festgestellt werden können, empfohlen, vor der Endoskopie einen Nahrungsmittelausschlusstest durchzuführen. Ausnahmen bestehen, wenn negative prognostische Faktoren vorliegen, wie z. B. Hypoalbuminämie, Hypocobalaminämie, hoher klinischer Aktivitätsindexwert).1,2,17-20 

Ziel der Ernährungsintervention ist das Finden eines Futters, das den Nährstoffbedarf des Hundes deckt, die Reizung der Magen-Darm-Schleimhaut reduziert, die normale Magen-Darm-Motilität unterstützt und die Symptome beseitigt oder minimiert.

Kernbotschaften


Gesprächsstarter

„Ihr Hund leidet an einer Magen-Darm-Erkrankung, die als chronische Enteropathie bezeichnet wird und in verschiedenen Formen vorliegen kann. [Name des Hundes] könnte von einer Futterumstellung profitieren, und ich empfehle, [ihn/sie] auf eine therapeutische Diät zu setzen, die für diese Erkrankung entwickelt wurde. Eine Besserung sollte sich innerhalb von 2 Wochen einstellen, und wenn nicht, können wir ein anderes Futter ausprobieren oder die nächsten Schritte besprechen.“

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Literatur

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