Lernen Sie Sparks kennen, ein junger, erwachsener Kater mit Pruritus.

Praxisbeispiel

Darf ich vorstellen: SPARKS

Ein 12 Monate alter, kastrierter Abessinierkater

  • Sparks, ein Wohnungskater, kommt wegen intensiven Kratzens mit Selbstverletzungen an Kopf, Ohren und Hals seit ein bis zwei Wochen in die Praxis. Die Besitzerin berichtet außerdem, dass er sich seit einem Monat gelegentlich erbricht. 
  • Sparks frisst seit seiner Entwöhnung dieselbe Marke an Katzentrockenfutter. Allerdings hat der Besitzer vor etwa fünf Monaten damit begonnen, verschiedene Sorten Nassfutter der gleichen Marke zu füttern, damit Sparks etwas Abwechslung in seine Ernährung bekommt. Sparks erhält keine anderen Leckerlis oder Speisereste vom Tisch.
  • Die körperliche Untersuchung zeigt Abschürfungen und andere Anzeichen eines selbst zugefügten Traumas unter dem Unterkiefer und am Hals. Es besteht auch eine periokulare Hypotrichose. Es wurden keine Anzeichen für Flohbefall oder andere äußere Parasiten gefunden, und die Besitzerin verwendet ein vom Tierarzt verschriebenes Mittel gegen Flöhe und Parasiten. Sparks zeigt im Untersuchungsraum einen sichtbaren Juckreiz, verhält sich aber ansonsten normal. 
  • Sparks hat einen Body Condition Score von 5/9 und einen normalen Wert für den Muskelzustand (Muscle Condition Score).

Symbol „Magen-Darm-Trakt einer Katze“

Magen-Darm-Erkrankungen

Futtermittel-responsive Enteropathie bei Katzen

Die chronische Enteropathie bei Katzen umfasst die Futtermittel-responsive Enteropathie, die Antibiotika-responsive Enteropathie, die Immunsuppressiva-responsive Enteropathie (d. h. Steroid-responsive Enteropathie oder entzündliche Darmerkrankungen) und das alimentäre kleinzellige Lymphom.1-4 Die Diagnose einer Futtermittel-, Antibiotika- oder Immunsuppressiva-responsiven Enteropathie kann anhand des Behandlungsansprechens, der histopathologischen Untersuchung von Darmbiopsien oder beidem gestellt werden.5 Eine Futtermittel-responsive Enteropathie wird auch bei Katzen mit unerwünschten Futtermittelreaktionen (Futtermittelallergien und -unverträglichkeiten) und leichten entzündlichen Darmerkrankungen, die von einer Ernährungsumstellung profitieren, diagnostiziert.2,6

Katzen mit Futtermittel-responsiver Enteropathie können unterschiedliche klinische Symptome aufweisen, wie Durchfall, Erbrechen, Appetitveränderungen, Gewichtsverlust und/oder Lethargie.1,2,7,8 Diese Symptome sind unspezifisch und weisen Überschneidungen mit vielen anderen Magen-Darm-Erkrankungen und sonstigen Erkrankungen auf. Daher wird bei den meisten Katzen mit chronischen (≥ 3 Wochen) Magen-Darm-Symptomen leichter bis mittlerer Ausprägung, für die keine anderen Ursachen (z. B. Parasiten, Infektionserreger) ermittelt wurden, die Durchführung eines Nahrungsmittelausschlusstests empfohlen.6,8

Ziel eines Nahrungsmittelausschlusstests ist es, eine vollwertige und ausgewogene Ernährung für das Tier zu ermitteln, die keine bekannten Allergene oder Zutaten enthält, die unerwünschte Futtermittelreaktionen, entzündliche Darmerkrankungen und/oder klinische Symptome hervorrufen.

Wenn klinische Symptome während eines Nahrungsmittelausschlusstests abklingen und bei Wiederaufnahme der ursprünglichen Diät (oder ihrer Bestandteile) erneut auftreten, kann die Katze an einer Futtermittelallergie oder -unverträglichkeit leiden. Doch es kann auch eine leichte bis mittelschwere Darmentzündung (z. B. Gastritis, Enteritis, Kolitis oder Enterokolitis) vorliegen, bei der ein leicht verdauliches Futter angezeigt ist.6,8 Bei diesen Katzen sollte die Ernährungstherapie fortgesetzt werden, um ihren Futtermittel-responsiven Zustand unter Kontrolle zu behalten.

Kernbotschaften


  • Bei vielen Katzen mit idiopathischen chronischen Magen-Darm-Symptomen kann bereits eine Ernährungsumstellung auf ein leicht verdauliches, kommerzielles Magen-Darm-Futter Abhilfe schaffen.9─11
    • Eine gute Verdaulichkeit trägt dazu bei, die Nährstoffaufnahme im proximalen Dünndarm zu verbessern und Komplikationen im Zusammenhang mit unverdautem Futter (z. B. osmotische Diarrhöe oder ein verändertes Mikrobiota im Dickdarm) zu minimieren.10─11
    • Studien von Purina haben ergeben, dass eine Ernährungsumstellung zu einer klinischen Verbesserung der Durchfallerkrankung von Katzen führen kann.9─11
  • Wenn der Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie besteht, sind Proteine die Nährstoffe, die einer Prüfung unterzogen werden müssen. In diesen Fällen können Diäten mit hydrolysierten oder neuartigen Proteinen in Betracht gezogen werden, insbesondere wenn eine Katze auf die Behandlung mit einem leicht verdaulichen Futter nicht angesprochen hat.
    • Bei einer echten Futtermittelallergie (Futtermittelüberempfindlichkeit) handelt es sich um eine durch das Immunsystem vermittelte unerwünschte Reaktion nach der Aufnahme bestimmter Nahrungsmittel.2,6,12─14
    • Bei den meisten Futtermittelallergien der Katze kann als Allergen ein Nahrungsprotein ausgemacht werden.12,13 Häufig vorkommende Futtermittelallergene bei Katzen sind Rindfleisch, Fisch, Huhn, Milchprodukte und sogar Lammfleisch.12─15 Allergien können sich gegen jedes Protein ausbilden, da Allergien eine überschießende Immunreaktion auf ein normales Protein sind.
    • Während bei der Auswahl einer Diät mit hydrolysiertem Eiweiß keine umfassende Ernährungsanamnese erhoben werden muss, ist sie zur Ermittlung einer Diät mit einem neuartigen Protein unerlässlich.
  • Bei einer Futtermittelunverträglichkeit handelt es sich dagegen um eine unerwünschte Reaktion auf ein Futtermittel oder einen Futtermittelzusatzstoff, an der das Immunsystem nicht beteiligt ist. Arten von Lebensmittelunverträglichkeiten:
    • eine nicht immunologische Reaktion auf einen Bestandteil des Futters wie beispielsweise Disaccharide (z. B. Laktoseintoleranz)
    • eine Reaktion auf die pharmakologische Wirkung eines Lebensmittelbestandteils (z. B. vasoaktive Amine, die vom Mikrobiom in Histamin umgewandelt werden)
    • eine idiosynkratische Reaktion auf einen Futtermittelzusatzstoff oder einen anderen Bestandteil (z. B. Konservierungsmittel, Farbstoffe, Geliermittel)
  • Katzen mit Futtermittel-responsiver Enteropathie können von einer Erhöhung des Gehalts an Omega-3-Fettsäuren, die entzündungshemmende und immunmodulierende Wirkungen haben, in ihrem Futter profitieren.1,6,10
  • Präbiotika, Probiotika oder Synbiotika können bei Katzen mit Futtermittel-responsiver Enteropathie einen Nutzen erbringen, da sie positive Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Magen-Darm-Mikrobiom haben.6,10,12
  • Es ist äußerst wichtig, dass Katzen mit Futtermittel-responsiver Enteropathie ausschließlich das empfohlene Futter erhalten, insbesondere wenn die Erkrankung auf eine Nahrungsmittelallergie oder -unverträglichkeit zurückzuführen ist.
    • Während der Nahrungsmittelausschlusstest zur Verbesserung der dermatologischen Symptome häufig 8 Wochen oder länger dauert, kann eine Verbesserung der Magen-Darm-Symptome bereits innerhalb von 1 bis 4 Wochen beobachtet werden.2,6,16
    • Einige Katzen mit Futtermittel-responsiver Enteropathie können nach dem Abklingen der klinischen Symptome unter einem Futter mit hydrolysierten oder neuartigen Proteinen wieder auf ihr altes Futter umgestellt werden.6,12 Andere Katzen müssen jedoch möglicherweise für den Rest ihres Lebens mit einem Futter mit hydrolysierten oder neuartigen Proteinen ernährt werden.
Gesprächsstarter
Gesprächsstarter

„Aufgrund der Untersuchung Ihrer Katze vermute ich, dass die klinischen Symptome von [Name der Katze] auf eine Reaktion auf einen Bestandteil [seines/ihres] Futters zurückzuführen sein könnten. Ich empfehle, Ihre Katze auf ein spezielles Futter umzustellen, um herauszufinden, ob Ihre Katze an einer Futtermittelunverträglichkeit leidet. Es ist wirklich äußerst wichtig, dass [Name der Katze] bis zu 8 Wochen lang ausschließlich mit der Spezialdiät gefüttert wird. Das heißt, keine Leckerlis, aromatisierten Nahrungsergänzungsmittel oder Medikamente und keine Tischreste!“

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Erhebung einer guten Ernährungsanamnese

Nur wenn Sie fragen, können Sie herausbekommen, was Ihre Patienten wirklich zu fressen bekommen. Dokumentieren Sie die Informationen in der Krankenakte.

Die Erfassung der Ernährungssituation ist ein wiederkehrendes Verfahren: Ausführliche Untersuchung

Bei Haustieren mit einem Risiko für ernährungsbedingte Probleme ist eine ausführliche Erfassung der Ernährungssituation wichtig.

Kot-Beurteilungstabelle von Purina

Die Kot-Beurteilungstabelle von Purina ist ein praktisches, unkompliziertes Hilfsmittel, mit dem Kunden den Stuhl ihrer Haustiere beschreiben können.

1 bis 5 min

Tabelle über Unterscheidungs-merkmale von Durchfall des Dünn- und Dickdarms

Ein praktische, unkomplizierte Tabelle, die hilft herauszufinden, ob der Durchfall im Dünn- oder Dickdarm seinen Ursprung hat.

1 bis 5 min

Futtermittelallergie und Futtermittelunverträglichkeit

Futtermittelallergien und -unverträglichkeiten sind jeweils unterschiedliche Mechanismen von unerwünschten Reaktionen auf Futtermittel.

Darmdysbiose bei Hunden und Katzen

Die Ernährungsumstellung ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung von Hunden und Katzen mit Darmdysbiose.

Chronische Enteropathie bei Katzen

Eine Ernährungsumstellung kann entweder im Mittelpunkt der Behandlung von Katzen mit chronischer Enteropathie stehen oder eine ergänzende Rolle in einem multimodalen Ansatz spielen.

Nahrungsmittelausschlusstests

Nahrungsmittelausschlusstests sind der Goldstandard für die Diagnose von Futtermittelallergien und Futtermittelunverträglichkeiten.

Zum Teilen mit dem Tierhalter:

Ernährungsanamnesebogen bei der Erstuntersuchung

Dieser kurze Ernährungsanamnesebogen bei der Erstuntersuchung ist ein praktisches und einfach zu verwendendes Dokument, das als Orientierungshilfe für Ihre Kunden bei der Angabe von Informationen über die Ernährung ihrer Haustiere gedacht ist.

1 bis 5 min

Nassfutter oder Trockenfutter für Ihre Katze: Was ist die richtige Wahl?

Sowohl Nass- und Trockenfutter allein als auch beide Möglichkeiten in Kombination bieten Ihrer Katze eine vollwertige und ausgewogene Ernährung.

Umstellung von Tierfutter – Katzen

Wenn die Umstellung auf ein neues Futter schrittweise durchgeführt wird, lässt sich das Risiko für Magenverstimmungen minimieren.

Futtermittelallergie und Futtermittelunverträglichkeit

Futtermittelallergien und -unverträglichkeiten sind jeweils unterschiedliche Mechanismen von unerwünschten Reaktionen auf Futtermittel.

Literatur

  1. Jergens, A. E. (2012). Feline idiopathic inflammatory bowel disease: What we know and what remains to be unraveled. Journal of Feline Medicine and Surgery, 14(7), 445─458. doi: 10.1177/1098612X12451548 
  2. Guilford, W. G., Jones, B. R., Markwell, P. J., Arthur, D. G., Collett, M. G., & Harte, J. G. (2001). Food sensitivity in cats with chronic idiopathic gastrointestinal problems. Journal of Veterinary Internal Medicine, 15(1), 7─13. doi: 10.1111/j.1939-1676.2001.tb02291.x
  3. WSAVA International Gastrointestinal Standardization Group, Washabau, R. J., Day, M. J., Willard, M. D., Hall, E. J., Jergens, A. E., Mansell, J., Minami, T., & Bilzer, T. W. (2010). Endoscopic, biopsy, and histopathologic guidelines for the evaluation of gastrointestinal inflammation in companion animals. Journal of Veterinary Internal Medicine, 24(1), 10─26. doi: 10.1111/j.1939-1676.2009.0443.x 
  4. Marsilio, S. (2021). Feline chronic enteropathy. Journal of Small Animal Practice, 62(6), 409─419. doi: 10.1111/jsap.13332 
  5. Makielski, K., Cullen, J., O’Connor, A., & Jergens, A. E. (2019). Narrative review of therapies for chronic enteropathies in dogs and cats. Journal of Veterinary Internal Medicine, 33(1), 11─22. doi: 10.1111/jvim.15345 
  6. Gaschen, F. P., & Merchant, S. R. (2011). Adverse food reactions in dogs and cats. Veterinary Clinics of North America: Small Animal Practice, 41(2), 361─379. doi: 10.1016/j.cvsm.2011.02.005 
  7. Al-Ghazlat, S., Eriksson de Rezende, C., & Ferreri, J. (2013). Feline small cell lymphosarcoma versus inflammatory bowel disease: Diagnostic challenges. Compendium: Continuing Education for Veterinarians, 35(6), E1─E6. 
  8. Gianella, P., Pietra, M., Crisi, P. E., Famigli Bergamini, P., Fracassi, F., Morini, M., & Boari, A. (2017). Evaluation of clinicopathological features in cats with chronic gastrointestinal signs. Polish Journal of Veterinary Sciences, 20(2), 403─410. doi: 10.1515/pjvs-2017-0052 
  9. Laflamme, D. P., Xu, H., & Long, G. M. (2011). Effect of diets differing in fat content on chronic diarrhea in cats. Journal of Veterinary Internal Medicine, 25(2), 230─235. doi: 10.1111/j.1939-1676.2010.0665.x 
  10. Laflamme, D. P., Xu, H., Cupp, C. J., Kerr, W. W., Ramadan, Z., & Long, G. M. (2012). Evaluation of canned therapeutic diets for the management of cats with naturally occurring chronic diarrhea. Journal of Feline Medicine and Surgery, 14(10), 669─677. doi: 10.1177/1098612X12446906 
  11. Ramadan, Z., Xu, H., Laflamme, D., Czarnecki-Maulden, G., Li, Q. J., Labuda, J., & Bourqui, B. (2014). Fecal microbiota of cats with naturally occurring chronic diarrhea assessed using 16S rRNA gene 454-pyrosequencing before and after dietary treatment. Journal of Veterinary Internal Medicine, 28(1), 59─65. doi: 10.1111/jvim.12261 
  12. Gaschen, F. P., & Laflamme, D. (2010). Chronic enteropathies–feline. In Nestlé Purina PetCare handbook of canine and feline clinical nutrition (pp. 64─65). Nestlé Purina PetCare Company. 
  13. Bryan, J., & Frank, L. A. (2010). Food allergy in the cat: A diagnosis by elimination. Journal of Feline Medicine and Surgery, 12(11), 861─866. doi: 10.1016/j.jfms.2010.09.005 
  14. Verlinden, A., Hesta, M., Millet, S., & Janssens, G. P. (2006). Food allergy in dogs and cats: A review. Critical Reviews in Food Science and Nutrition, 46(3), 259─273. doi: 10.1080/10408390591001117 
  15. Mueller, R. S., Olivry, T., & Prélaud, P. (2016). Critically appraised topic on adverse food reactions of companion animals (2): Common food allergen sources in dogs and cats. BMC Veterinary Research, 12, Article 9. doi: 10.1186/s12917-016-0633-8 
  16. Roudebush, P., Guilford, W. G., & Jackson, H. A. (2010). Adverse reactions to food. In M. S. Hand, C. D. Thatcher, R. L. Remillard, P. Roudebush, & B. J. Novotny (Eds.), Small animal clinical nutrition (5th ed., pp. 609─635). Mark Morris Institute.