Praxisbeispiel

Darf ich vorstellen: Herman, ein junger erwachsener, großrassiger Hund mit gelegentlicher Lahmheit der Hinterbeine und Unlust beim Spielen.

Darf ich vorstellen: HERMAN

Ein 15 Monate alter, unkastrierter Weimaraner-Rüde

  • Herman kommt mit einer Lahmheit der Hinterbeine in die Praxis. Der Besitzer berichtet, dass der Hund typischerweise nach langen Spaziergängen und Apportierspielen lahmt. Gelegentlich bleibt Herman stehen und weigert sich, weiter zu laufen oder zu spielen. Er wirkt auch beim Aufstehen aus einer liegenden Position und beim Ein- und Aussteigen aus dem Auto ziemlich schwerfällig.
  • Herman frisst eine Mischung aus Trockenfutter für Welpen und ausgewachsene Hunde, ergänzt durch ein wenig rohes Rindfleisch. Der Besitzer ist sich der Marke nicht sicher, sagt aber, dass das Welpen- und Hundefutter nicht für große Rassen gekennzeichnet ist. Der Besitzer gibt Herman außerdem täglich ein Kalziumpräparat.
  • Herman hat einen Body Condition Score von 5-6/9, wiegt 36 kg und hat eine normale Muskelmasse.
  • Bei der Untersuchung widersetzt er sich offenbar der Hüftstreckung auf beiden Seiten. Allerdings ist er sehr lebhaft und seine Reaktionen sind daher etwas schwierig zu interpretieren. Er scheint ansonsten gesund zu sein.

Muskel-Skelett-Erkrankungen

Hüftdysplasie beim Hund

Die Hüftdysplasie ist eine orthopädische Entwicklungsstörung. Sie ist durch eine mangelhafte Stabilität des Hüftgelenks gekennzeichnet, die zu einer übermäßigen Gelenkbelastung führt. In der Regel schreitet die Erkrankung zu einer Arthrose fort. Ähnlich wie andere orthopädische Entwicklungsstörungen tritt die Hüftdysplasie häufiger bei großen und riesigen Hunderassen auf. Die betroffenen Hunde können klinische Symptome wie Steifheit, Schwierigkeiten beim Aufstehen oder Springen oder eine verkürzte Schrittlänge aufweisen, die bei Welpen mit einer Hüftinstabilität und bei ausgewachsenen Hunde mit einer Arthrose einhergehen. Doch die klinischen Symptome sind vielfältig und gehen häufig nicht mit dem Schweregrad der radiologischen Veränderungen einher.1

Die Hüftdysplasie ist eine vererbbare Krankheit, deren Entstehung durch andere Faktoren, wie z. B. Überanstrengung, begünstigt werden kann.1 Die Ernährung kann sowohl bei der Entstehung als auch bei der Behandlung von Arthrose eine Rolle spielen.

Symbol „blaugrüner Knochen eines Hundes“

Kernbotschaften


  • Bei Hunden mit entsprechenden Risikofaktoren können die Häufigkeit und der Schweregrad einer Hüftdysplasie und der darauffolgenden Hüftarthrose verringert werden, wenn Sie darauf achten, dass Ihr Hund immer schlank bleibt
    • Untersuchungen von Purina haben gezeigt, dass die Entstehung und der Schweregrad von Hüftdysplasie und Arthrose verringert werden können, wenn ein Hund ab dem Welpenalter in einem schlanken Körperzustand gehalten wird.2,3
      • Bei diesen Hunden war die Häufigkeit einer Hüftdysplasie im Alter von 2 Jahren um 50 % reduziert, und wenn sie dennoch auftrat, war ihr Schweregrad in der Gruppe der Hunde, die ein weniger kalorienreiches Futter bekamen, geringer als in der Gruppe, die nach dem Prinzip der Sattfütterung ernährt wurden.2
      • Bei den kalorienreduziert gefütterten Hunden bildete sich eine Hüftarthrose im mittleren Alter von 12 Jahren heraus, während die nach dem Prinzip der Sattfütterung gefütterten Gruppe im Mittel bereits im Alter von 6 Jahre an Hüftarthrose litten.3
  • Eine andere Studie an übergewichtigen Hunden mit Hüftarthrose hat ergeben, dass sich die Lahmheitswerte nach einer Gewichtsabnahme verbesserten.4
  • Die Vermeidung einer zu hohen Kalorienaufnahme trägt dazu bei, ein zu schnelles Wachstum zu verhindern, das das Skelettsystem in der Entwicklung belasten und zu Anomalien des Skeletts und der Knorpel führen kann.
    • Welpen sollten, bis sie ausgewachsen sind, ein Wachstumsfutter oder ein Futter, das „für alle Lebensphasen“ geeignet ist, erhalten, das ein gleichmäßiges, jedoch kein schnelles Wachstum fördert.
      • Hunde großer und riesiger Rassen sind häufig erst im Alter von 18–24 Monaten vollständig ausgewachsen.
      • Bis dahin profitieren sie von einem Wachstumsfutter mit einer geringeren Energiedichte, das speziell für große und riesige Rassen entwickelt wurde.
      • Ein Futter, das auf ein langsameres und kontrollierteres Wachstum abgestimmt ist, hat keinerlei negative Auswirkungen auf die endgültige Größe des ausgewachsenen Hundes.
  • Wenn die Krankheit erst einmal zur Arthrose fortgeschritten ist, kann ein multimodaler Behandlungsansatz, der auch eine gezielte Ernährung einschließt, dazu beitragen, die Mobilität zu verbessern und das Fortschreiten der Gelenkschäden zu verlangsamen.
Gesprächsstarter

„Die Fütterung Ihres Welpen mit einem geeigneten Futter, das ihm dabei hilft, schlank zu bleiben, kann dazu beitragen, das Risiko für eine Hüftdysplasie oder ihren Schweregrad zu verringern. Mit dem richtigen Futter kann Ihr Hund langsamer und kontrollierter wachsen und seine endgültige Körpergröße auf gesündere Weise erreichen. Der einzige Unterschied, ist dass dieser Prozess etwas länger dauert.“

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Literatur

  1. Schachner, E. R., & Lopez, M. J. (2015). Diagnosis, prevention, and management of canine hip dysplasia: A review. Veterinary Medicine: Research and Reports, 6, 181–192. doi: 10.2147/VMRR.S53266
  2. Kealy, R. D., Olsson, S. E., Monti, K. L., Lawler, D. F., Biery, D. N., Helms, R. W., Lust, G., & Smith, G. K. (1992). Effects of limited food consumption on the incidence of hip dysplasia in growing dogs. Journal of the American Veterinary Medical Association, 201(6), 857–863.
  3. Smith, G. K., Paster, E. R., Powers, M. Y., Lawler, D. F., Biery, D. N., Shofer, F. S., McKelvie, P. J., & Kealy, R. D. (2006). Lifelong diet restriction and radiographic evidence of osteoarthritis of the hip joint in dogs. Journal of the American Veterinary Medical Association, 229(5), 690–693. doi: 10.2460/javma.229.5.690
  4. Impellizeri, J. A., Tetrick, M. A., & Muir, P. (2000). Effect of weight reduction on clinical signs of lameness in dogs with hip osteoarthritis. Journal of the American Veterinary Medical Association, 216(7), 1089–1091. doi: 10.2460/javma.2000.216.1089