Symbol „ernährungswissenschaftliche und klinische Beurteilungsinstrumente“

TOOLS ZUR BEWERTUNG DER ERNÄHRUNG UND DES KLINISCHEN ZUSTANDS

Informationsmaterialien zur Beurteilung der derzeitigen Ernährung eines Haustieres und Ernährungsempfehlungen. 

Erfassung der Ernährungssituation

Erhebung einer guten Ernährungsanamnese

Eine genaue und umfassende Ernährungsanamnese ist Teil der Erfassung der Ernährungssituation und dient dazu, festzustellen, ob die Ernährung des Tieres insgesamt vollwertig und ausgewogen und für das betreffende Tier optimal ist. Die Vollständigkeit der Anamnese ist darüber hinaus eine wesentliche Voraussetzung für die Erstellung und Umsetzung wirksamer Ernährungsempfehlungen. Darüber hinaus gibt eine gründliche Ernährungsanamnese Aufschluss darüber, wie die menschlichen Familienmitglieder in Bezug auf das Futter mit dem Haustier interagieren. 

Um aufschlussreiche Informationen von den Kunden zu erhalten, genügt es nicht, die richtigen Fragen zu stellen (wobei es wichtig ist, die richtigen Fragen zu kennen). Denn es hat sich gezeigt, dass sich die Formulierung der Fragen auf die Quantität und Qualität der Antworten auswirken kann. Das Stellen vieler offener Fragen unter Anwendung der sogenannten Trichtertechnik (d. h. von offenen zu geschlossenen Fragen) ergibt mehr hochwertige und aussagekräftige Informationen.  

Tierarzt untersucht eine Katze auf dem Untersuchungstisch mit Assistentin im Hintergrund

Kernbotschaften


  • Mit einer detaillierten Ernährungsanamnese erhalten Sie einen genauen Überblick über ALLE Nahrungsmittel, die ein Haustier an einem typischen Tag erhält. Um festzustellen, ob das Futter vollwertig, ausgewogen und für die Lebensphase und den Gesundheitszustand des Tieres geeignet ist, muss gründlich und genau vorgegangen werden. Die Ernährungsanamnese sollte Folgendes umfassen:
    • Marke, Darreichungsform und Geschmacksrichtung(en) des Futters, einschließlich der Menge, der Abmessung, der Häufigkeit der Mahlzeiten und des Zeitraums, über den das Tier dieses Futter bereits erhält 
    • alle Marken, Arten, Mengen sowie die Häufigkeit von Snacks oder Leckerlis, einschließlich Zahnpflege-Kauartikeln 
    • Menge und Häufigkeit von menschlichen Lebensmitteln oder Tischabfällen 
    • Marke und Art der Nahrungsergänzungsmittel (z. B. „Toppings“, Probiotika, Glucosamin und Chondroitin) 
    • aromatisierte oder kaubare Medikamente 
    • Futter zur Verabreichung von Medikamenten 
    • Art von Kauspielzeug 
    • Zugang zu anderen Futterquellen (z. B. andere Haustiere im Haus, Nachbarn) 
    • Zahnpasta 
  • Ein Ernährungsanamnesebogen  den der Kunde zu Hause ausfüllt und vor dem Termin in der Klinik abgibt, gibt dem tierärztlichen Team die Möglichkeit, sich vor dem Termin mit der Ernährungsanamnese vertraut zu machen. Darüber hinaus spart diese Vorgehensweise Zeit während der Sprechzeit oder des Termins, die dazu verwendet werden kann, Details zu klären oder Informationslücken zu schließen. 
  • Studien haben ergeben, dass Tierhalter mehr Informationen und Details preisgeben, wenn das Interview zur Ernährungsanamnese aus der Perspektive des Kunden geführt wird. 
    • Durch offene, sogenannte „erzählende“ Fragen erhält man in der Regel mehr Informationen (z. B. „Berichten Sie mir alles, was [Name des Haustiers] im Laufe eines Tages frisst, von morgens bis zum Schlafengehen.“) 
    • Zielgerichtetere, aber dennoch offene, sogenannte „spezifizierende“  Fragen (z. B. „Was bekommt [Name des Haustiers] und wann wird gefüttert?“)  sind hilfreich, um noch näher auf bestimmte Nahrungsmittel oder Fütterungspraktiken einzugehen. 
    • Geschlossene Fragen können zur Klärung von Details gestellt werden (z. B. „Zeigt [Name des Tieres] Interesse für Futter?“)

Weitere Informationsmaterialien

Coe, J. B., O’Connor, R. E., MacMartin, C., Verbrugghe, A. und Janke, K. A. (2020). Effects of three diet history questions on the amount of information gained from a sample of pet owners in Ontario, Canada. Journal of the American Veterinary Medical Association, 256(4), 469─478. doi: 10.2460/javma.256.4.469 

Eirmann, L. (2016). Nutritional assessment. Veterinary Clinics of North America: Small Animal Practice, 46(5), 855─867. doi: 10.1016/j.cvsm.2016.04.012 

Freeman, L., Becvarova, I., Cave, N., MacKay, C., Nguyen, P., Rama, B., Takashima, G., Tiffin, R., Tsjimoto, H. und van Beukelen, P. (2011). WSAVA-Richtlinien zur Ernährungsbeurteilung. Journal of Small Animal Practice, 52(7), 385─396. doi: 10.1111/j.1748-5827.2011.01079.x 

Kealy, R. D., Lawler, D. F., Ballam, J. M., Mantz, S. L., Biery, D. N., Greeley, E. H., Lust, G., Segre, M., Smith, G. K. und Stowe, H. D. (2002). Effects of diet restriction on life span and age-related changes in dogs. Journal of the American Veterinary Medical Association, 220(9), 1315─1320. doi: 10.2460/javma.2002.220.1315 

MacMartin, C., Wheat, H. C., Coe, J. B. und Adams, C. L. (2015). Effect of question design on dietary information solicited during veterinarian-client interactions in companion animal practice in Ontario, Canada. Journal of the American Veterinary Medical Association, 246(11), 1203─1214. doi: 10.2460/javma.246.11.1203 

Michel, K. (2009). Using a diet history to improve adherence to dietary recommendations. Kompendium: Continuing Education for Veterinarians, 31(1), 22─24.