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THERAPEUTISCHES FUTTER

Hilfreiche Informationen über den Nährstoffbedarf von Katzen und Hunden mit ernährungsbedingten Krankheiten.

Magen-Darm-Erkrankungen

Ballaststoff-responsive Kolitis und Dickdarmdurchfall bei Hunden

Der Ballaststoff-responsive Durchfall bei Hunden kann in Form einer entzündlichen Erkrankung (z. B. Kolitis) oder einer nicht entzündlichen Erkrankung (z. B. chronisch idiopathischer Dickdarmdurchfall) auftreten, betrifft in erster Linie den Dickdarm und verbessert sich unter der Zugabe von Ballaststoffen zum Futter.1─3 Sowohl die Kolitis als auch der idiopathische Dickdarmdurchfall sind mit weichem bis flüssigem Stuhl, der häufig übermäßigen Schleim und/oder frisches rotes Blut enthält, Tenesmus und häufigerem Stuhlgang und stärkerem Stuhldrang verbunden.1─5 Die Kolitis kann akut oder chronisch sein und mit wiederkehrendem oder anhaltendem Durchfall einhergehen.

Das Ziel der Ernährungsintervention ist es, die klinischen Symptome zu reduzieren oder zu beseitigen und gleichzeitig den Nährstoffbedarf des Hundes zu decken.

Symbol „Darm eines Hundes“
Wussten Sie schon?

Etwa 95 bis 99 % der durch bakterielle Fermentation gebildeten kurzkettigen Fettsäuren  werden schnell im Dickdarm  aufgenommen und dort von den Kolonozyten als Energiequelle genutzt .6 Darüber hinaus tragen kurzkettige Fettsäuren auch  zur Aufnahme von Wasser und Elektrolyten bei.

Kernbotschaften


  • Als zentrale Maßnahme gilt in diesen Fällen die Erhöhung des Ballaststoffgehalts bei gleichzeitiger Fütterung einer Nahrung mit hochverdaulichen Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten. 
    • Ein erhöhter Ballaststoffgehalt beeinflusst die Stuhlkonsistenz, normalisiert die Dickdarmmotilität und verbessert die Bildung von kurzkettigen Fettsäuren.
    • Hochverdauliche Makronährstoffe helfen dabei, Reizungen des Dickdarms zu reduzieren und Verdauungsstörungen zu verhindern. 
  • Die meisten Hunde mit Ballaststoff-responsiver Kolitis oder Dickdarmdurchfall profitieren von einer Kombination aus löslichen (fermentierbaren) und unlöslichen (schlecht fermentierbaren) Ballaststoffen.1─5,8 
    • Ballaststoffe können entsprechend ihrer Löslichkeit und Fermentierbarkeit kategorisiert werden.7,9 
    • Lösliche, Gel-bildende Ballaststoffe nehmen große Mengen an Wasser auf und verbessern auf diese Weise die Stuhlkonsistenz und unterstützen eine normale Darmmotilität. 
    • Im Rahmen der Verstoffwechselung von löslichen Ballaststoffen durch die Mikrobiota werden kurzkettige Fettsäuren gebildet, die von den Kolonozyten zur Energiegewinnung genutzt werden und gleichzeitig den pH-Wert des Dickdarminhalts senken. Außerdem verringern sie die Aufnahme von Toxinen und können das Wachstum pathogener Bakterien hemmen. 
    • Unlösliche Ballaststoffe erhöhen das Stuhlvolumen, verbessern die Darmmotilität und normalisieren die Transitzeit. Gleichzeitig binden sie Wasser und machen den Stuhl so fester. 
    • Unlösliche Ballaststoffe binden nicht resorbierte Gallensäuren und mikrobielle Toxine und schützen die Darmschleimhaut auf diese Weise vor Verletzungen. 
  • Eine weitere Ernährungsstrategie bei Hunden mit Ballaststoff-responsivem Durchfall ist die Verabreichung von Präbiotika, Probiotika oder Synbiotika
    • Präbiotika, spezielle lösliche Ballaststoffe, die von Dickdarm-Bakterien fermentiert werden, können zur Wiederansiedelung nützlicher Bakterienpopulationen, zur Wiederherstellung der Bildung kurzkettiger Fettsäuren und zur Senkung des pH-Werts im Darmlumen beitragen. 
    • Ein probiotisches Ergänzungsmittel, insbesondere eines mit immunmodulierender und entzündungshemmender Wirkung, kann das Darmmikrobiom und die Darmgesundheit positiv beeinflussen. 
    • Synbiotika, eine Kombination aus Probiotika und Präbiotika, können einen komplementären oder einem synergistischen Nutzen für die Darmgesundheit haben. Bei Synbiotika mit einem komplementären Nutzen liegen der Wirkungsweise des Präbiotikums und des Probiotikums jeweils andere Mechanismen zugrunde, weshalb sie unterschiedliche Vorteile bieten.10  
  • Hunden, die auf eine Erhöhung der Ballaststoffe und/oder Probiotika nicht ansprechen, können mit einer Diät mit hydrolisierten oder neuartigen Proteinen gefüttert werden.11 
Gesprächsstarter

„Die Untersuchung Ihres Hundes hat ergeben, dass er von einer Futterumstellung profitieren könnte.  Ich empfehle, [Name des Hundes] auf eine ballaststoffreichere therapeutische Diät umzustellen, um zu sehen, ob die zusätzlichen Ballaststoffe zu einer Besserung führen. Darüber hinaus empfehle ich, [Name des Hundes] ein [Probiotikum/Synbiotikum] zu geben, das sein Darmmikrobiom unterstützt. Eine Verbesserung sollte sich innerhalb von 2 Wochen einstellen. Wenn nicht, können wir über eine Diät mit hydrolisierten oder neuartigen Proteinen nachdenken, die sich in einigen Fällen als hilfreich erwiesen hat.“

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Literatur

  1. Leib, M. S. (2016). Fiber-responsive large bowel diarrhea. In L. P. Tilley & F. W. K. Smith, Jr. (Eds.), Blackwell’s five-minute veterinary consult: Canine and feline (6. Ausgabe, Seite 514). Wiley-Blackwell. 
  2. Leib, M. (2000). Treatment of chronic idiopathic large bowel diarrhea in dogs with a highly digestible diet and soluble fiber: A retrospective review of 37 cases. Journal of Veterinary Internal Medicine, 14(1), 27─32. doi: 10.1111/j.1939-1676.2000.tb01495.x 
  3. Marks, S. L. (2016). Colitis and proctitis. In L. P. Tilley & F. W. K. Smith, Jr. (Eds.), Blackwell’s five-minute veterinary consult: Canine and feline (6. Ausgabe. Seite 293─295). Wiley-Blackwell. 
  4. Zoran, D. (2010). Large bowel diarrhea–canine. In Nestlé Purina PetCare handbook of canine and feline clinical nutrition (Seite 46─47). Nestlé Purina PetCare Company. 
  5. Campbell, S. (2010). Colitis–canine. In Nestlé Purina PetCare handbook of canine and feline clinical nutrition (Seite 52─53). Nestlé Purina PetCare Company. 
  6. Von Engelhardt, W., Rönnau, K., Rechkemmer, G. und Sakata, T. (1989). Absorption of short-chain fatty acids and their role in the hindgut of monogastric animals. Animal Feed Science and Technology, 23(1─3), 43─53. doi: 10.1016/0377-8401(89)90088-6 
  7. Gross, K. L., Yamka, R. M., Khoo, C., Friesen, K. G., Jewell, D. E., Schoenherr, W. D., Debraekeleer, J. und Zicker, S. C. (2010). Macronutrients. In M. S. Hand, C. D. Thatcher, R. L. Remillard, P. Roudebush und B. J. Novotny (Hrsg.), Small animal clinical nutrition (5. Ausgabe, Seite 49─105). Mark Morris Institute. 
  8. Lenox, C. (2021). Nutritional management for dogs and cats with gastrointestinal diseases. Veterinary Clinics of North America: Small Animal Practice, 51(3), 669─684. doi: 10.1016/j.cvsm.2021.01.006 
  9. Cave, N. (2012). Nutritional management of gastrointestinal diseases. In A. J. Fascetti & S. J. Delaney (Hrsg.), Applied veterinary clinical nutrition (Seite 175─219). Wiley-Blackwell. 
  10. Cunningham, M., Azcarate-Peril, M. A., Barnard, A., Benoit, V., Grimaldi, R., Guyonnet, D., Holscher, H. D., Hunter, K., Manurung, S., Obis, D., Petrova, M. I., Steinert, R. E., Swanson, K. S., van Sinderen, D., Vulevic, J. und Gibson, G. R. (2021). Shaping the future of probiotics and prebiotics. Trends in Microbiology, 29(8), 667─685. doi: 10.1016/j.tim.2021.01.003 
  11. Allenspach, K., Wieland, B., Gröne, A. und Gaschen, F. (2007). Chronic enteropathies in dogs: Evaluation of risk factors for negative outcome. Journal of Veterinary Internal Medicine, 21(4), 700─708. doi: 10.1111/j.1939-1676.2007.tb03011.x