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THERAPEUTISCHES FUTTER

Hilfreiche Informationen über den Nährstoffbedarf von Katzen und Hunden mit ernährungsbedingten Krankheiten.

 

Gehirn- und Kognitionsstörungen

Das kognitive Dysfunktionssyndrom beim Hund: Erhaltung der Lebensqualität von Haltern und alten Hunden

Marie Hopfensperger

Marie Hopfensperger
DVM, DACVB
Assistant Professor, Michigan State University
College of Veterinary Medicine

F. Das kognitive Dysfunktionssyndrom (CDS) beim Hund scheint deutlich unterdiagnostiziert zu sein[1]. Warum wird es häufig nicht erkannt?

A. Das Krankheitsbild des CDS weist erhebliche Unterschiede zwischen den betroffenen Hunden auf. Zu den Verhaltensauffälligkeiten zählen Desorientierung, verringerte Interaktion mit Familienmitgliedern, Störungen des Schlafzyklus, Verlust der Stubenreinheit, verändertes Aktivitätsniveau und vermehrte Angstzustände.

Ich habe festgestellt, dass Halter älterer Hunde Verhaltensauffälligkeiten wie ein verringertes Aktivitätsniveau und den Rückgang der Interaktionen eher nicht mit dem Tierarzt besprechen, weil sie diese Veränderungen mit dem Alterungsprozess in Verbindung bringen und sie nicht unbedingt als alarmierend empfinden. Doch wenn es vermehrt zu Unfällen im Haushalt kommt oder der Hund zwanghafte oder sich wiederholende Verhaltensweisen an den Tag legt oder unter extremer nächtlicher Schlaflosigkeit leidet, sehen Halter in der Regel sehr schnell die Notwendigkeit, ärztlichen Rat einzuholen.

F. Wie sieht Ihre Behandlung von Hunden mit CDS aus?

A. Ich erkläre den Haltern, dass mein Hauptziel darin besteht, das Haustier so lange wie möglich verhaltensstabil zu halten. Bei der Erstellung eines Behandlungsplans beachte ich die folgenden Punkte:

  • Medikamente. Wenn ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus beim Hund vorliegt, muss dieser unbedingt behandelt werden, da auch der Schlaf des Halters mit hoher Wahrscheinlichkeit gestört ist. Und Haltern, die nicht genug Schlaf bekommen, fällt es schwer, die richtigen Entscheidungen zur Versorgung ihres Haustieres zu treffen. Bei nächtlicher Gabe einer Kombination aus Trazodon, einem Benzodiazepin und Melatonin können Hunde normalerweise innerhalb weniger Tage durchschlafen. Dies kann jedoch wiederum dazu führen, dass sie tagsüber wacher sind. Darüber hinaus ziehe ich Medikamente wie Selegilin in Betracht, wenn die klinischen Auffälligkeiten dies nahelegen. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass es sich bei diesem Medikament um einen sogenannten MAO-Hemmer handelt, dessen Verschreibung in Kombination mit anderen vom Tier eingenommenen Medikamenten schwierig sein kann. So kann beispielsweise Trazodon kombiniert mit Selegilin das Risiko eines Serotonin-Syndroms erhöhen. Bei Hunden, die mit Selegilin behandelt werden, würden wir das nächtliche Behandlungsschema möglicherweise auf ein Benzodiazepin plus Melatonin beschränken.
  • Ernährungsmanagement. Als nächstes setze ich den Hund auf eine therapeutische Diät. Dabei achte ich darauf, dass die Nahrung neuroprotektive Inhaltsstoffe wie Antioxidantien und Omega-3-Fettsäuren sowie Öle mit mittelkettigen Triglyceriden (MCT) enthält, damit sie sowohl Nährstoffe als auch Energie liefert.
  • Umgebungsmanagement. Da das CDS bei Hunden häufig mit Angst und Unruhe einhergeht, empfehle ich, den Hund durch positive Verstärkung darauf zu trainieren, sich auf einen vorgegebenen Ruheplatz zu legen. Dieser Ruheplatz kann im Laufe der Zeit zu einem sicheren Ort werden, an dem sich der Hund ausruhen und entspannen kann. Ich weise meine Kunden außerdem darauf hin, dass Hunde mit CDS Sicherheit und Routine brauchen, weil sie nicht gut mit Veränderungen umgehen können. Zum Beispiel empfehle ich den Haltern bei der Anschaffung eines neuen Sessels im Wohnzimmer oder eines neuen Hundebettes das alte Möbelstück auch erstmal zu behalten.

F. Bei vielen Erkrankungen sind eine frühzeitige Diagnose und ein frühzeitiges Eingreifen der Schlüssel für den Erfolg einer Therapie. Gilt das auch für das CDS?

A. Zwar wissen wir noch viel zu wenig über die Gehirnalterung bei Hunden, doch bisherige Studien haben gezeigt, dass Veränderungen der kognitiven Funktionen bereits bei Hunden im mittleren Alter auftreten können.2 Nach meiner eigenen klinischen Erfahrung liegt es häufig nahe, dass das CDS eine Rolle spielen könnte, wenn bei Hunden dieses Alters Angstzustände neu auftreten oder sich deutlich verschlimmern.

Da es wichtig ist, die neuronalen Funktionen zu erhalten, empfehle ich, Hunde ab einem Alter von 7 Jahren nach Möglichkeit proaktiv auf eine Ernährung umzustellen, die die kognitive Gesundheit unterstützt. Mein Gedanke dabei ist, dass Halter älterer Hunde ohnehin Futter kaufen. Warum dann nicht ein Futter, das die Gehirngesundheit unterstützt?

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Ein nützliches Tool zum Überwachen der kognitiven Leistung von Hunden.

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Literatur

  1. Salvin HE, McGreevy PD, Sachdev PS, Valenzuela MJ. Under diagnosis of canine cognitive dysfunction: a cross-sectional survey of older companion dogs. Vet J. 184: 277–81, 2010.

  2. Studzinski CM, Christie LA, Araujo JA, Burnham WM, Head E, Cotman CW, Milgram NW. Visuospatial function in the beagle dog: an early marker of cognitive decline in a model of human aging and dementia. Neurobio Learn Mem. 2006 Sep;86(2):197–204.